Geschichte

So kam es zur Gründung der Theatergruppe Hopfgarten

Der damalige Schustermeister Hermann Haidacher erlernte in St. Jakob das Schusterhandwerk und da dort bereits eine Laienspielgruppe bestand, wurde er als Spieler auserwählt. Desweiteren besuchte der zweite Wirtssohn vom Dorfwirt, Vinzenz Veider, in Feldkirch die Handesllschule und wurde dort unter den Schülern ebenfalls zum Theaterspiel auserkoren. Als dann Hermann Haidacher im Dorfwirt als Störschuster arbeitete, kamen die beiden, Haidacher und Veider, auf das Theaterspiel zu sprechen. Sie erwogen, ob es nicht möglich sei, auch in unserer Gemeinde eine Laienspielgruppe zu gründen. Es blieb aber vorerst bei diesem frommen Wunsch. Zur Gründung kam es erst später, als der Bauernsohn Thomas Tönig vom Oberhauser Ende März 1930 vom 2. Kurs der Landwirtschaftsschule Lienz zurückkehrte. Er war dort in beiden Kursen im Fasching zum Theaterspiel auserwählt worden und er empfand für dieses Spiel eine besondere Begeisterung. Es gelang, noch zwei weitere Männer für die Gründung zu gewinnen, die auswärts schon einmal bei einem Theaterspiel mitgewirkt hatten, und zwar Josef Feldner vom Neuwaldhof, der einige Zeit in Fulpmes im Stubaital gearbeitet hatte, und den Tischlermeister Emil Veider, der in Lienz das Tischlerhandwerk erlernt und dabei im dortigen Gesellenhaus beim Theaterspiel mitgewirkt hatte.

Auf Raumsuche und Stückwahl zur Premiere

Die genannten 5 Männer gingen sofort zielstrebing an die Arbeit. Vorerst galt es vorallem, einen geeigneten Raum für das Spiel ausfindig zu machen. Man einigte sich zunächst einmal auf den großen, breiten Hausgang im ersten Stock im Dorfwirt, nachdem der Besitzer Josef Veider hierzu die Bereitschaft erklärt hatte. Vinzenz Veider stellte eine provisorische Bühne auf und sorgte auch für einfache Kulissen, wobei er ein besonderes Geschick bewies. Nun galt es, für den Anfang passende Stücke auszuwählen. Man einigte sich auf das Lustspiel in 2 Aufzügen, "Der Taufgöt im Pech", nach einer Geschichte von Reimmichl als Theaterstück bearbeitet von Alois Gfall, Dekan in Imst, und den Einakter "Die Kindstauf" von den gleichen Autoren. Mit diesen beiden Stücken glaubten sie einen Abend auszufüllen. Die nächste Aufgabe war dann, die Spieler für die genannten Stücke auszuerwählen, was in erstaunlich kurzer Zeit gelang.

Bühnenanbau am Tanzsaal

Nach dreiwöchiger intensiver Probenarbeit wagten die Spieler bereits am Sonntag, den 4. Mai 1930, die erste Aufführung bei vollbesetztem Saal. Sie wurde zu einem vollen Erfolg und sie ernteten einen nicht endenwollenden Applaus. Da sie bei der Bevölkerung so gut ankamen, waren die Verantwortlichen sich einig, dass sie mit diesem Raum nicht das Auslangen finden konnten und sie eine andere Möglichekit suchen mussten. Durch Entgegenkommen der Besitzer des Dorfwirt erhielten sie die Zustimmung, im Norden des Gasthofes an den dort befindlichen Tanzsaal eine Bühne anzubauen, den Tanzsaal und die vorgelagerte Gaststube (genannt Bergerstube) durch Entfernung der Trennwand ebenfalls als Aufenthaltsraum für die Theaterbesucher benützen zu dürfen. Zu erwähnen wäre dabei, dass der Baugrund, wo die Bühne errichtet werden solte, nicht zum Gasthof gehörte, und sich die Besitzer des Gasthofes bereit erklärten, dem Nachbar von ihrem Besitz soviel Grund, als wir für die Bühne benötigten, abzutreten.

Sie schritten dann unverzüglich zum Bau der Bühne, die sie mangels Geldmitteln zum Großteil in Eigenregie erstellen mussten. Lediglich mit dem hierfür benötigten Holz kam die Gemeinde entgegen. Zum anderen Teil wurde daselbe ebenfalls vom Eigenwald des Gasthofes bezogen. Das Geld für das Blechdach haben sie vom Gründungsmitglied Josef Feldner ausgeliehen; mit der Rückgabe kamen sie durch besondere Umstände in Verzug.
Wie bereits erwähnt mussten sie das ganze Bauvorhaben fast ohne Bargeld durchstehen. Man kann sich dies heute kaum mehr vorstellen. Es war dies nur möglich durch den einmütigen Zusammenhalt und die große Begeisterung für das Spiel.

Orchester füllte die Pausen

1931 war es dann soweit und es konnten auf der neuen Bühne mit den Proben begonnen werden, nachdem vom damaligen Pfarrer Ferdinand Fritzer ein Volksstück in vier Aufzügen, "Wenn eine Mutter betet für ihr Kind" zur Verfügung gestellt worden war (Leider ist der Autor nicht bekannt, da alle Unterlagen beim Großbrand 1938 vernichtet wurden.) Die Leitung war wiederum Emil Veider unter Mitwirkung von Vinzenz Veider übernommen. Gleichzeitig wurde von dem aus Südtirol stammenden Volksschuldirektor Gebhard Schlechter und mit Unterstüzung von Gründungsmitglied Vinzenz Veider ein Orchester zusammengestellt mit ausschließlich einheimischen Kräften, wobei nicht weniger als sieben Streicher, zwei Klarinetten, zwei Trompeten und zwei Hörner mitwirkten. Die Leitung hatte Direktor Schlechter über, der gleichzeitig die erste Violine spielte. Das Orchestester füllte die Zwischenpausen. Mit dem Bau und Umbau wurde nicht nur eine geräumige Bühne, sondern auch ein großer Zuschauerraum geschaffen, wo auch das Orchester genügend Platz fand.

Großbrand vernichtete Saal und Bühne

In der Nacht vom 5. auf 6. November 1938 vernichtete ein Großbrand im Dorfzentrum von Hopfgarten sieben Objekte und dabei wurde auch die Theaterbühne mit allem dazugehörigen Inventar ein Raub der Flammen. Da mit der Vernichtung des Dorfwirt auch die Möglichkeit eines Zuschauerraumes fehlte, war an weitere Aufführungen nicht mehr zu denken. Zudem brach ein Jahr später der Zweite Weltkrieg aus und damit endetete der erste Teil der fünfzig Jahre Laienspiel Hopfgarten.
Trotz äußerster Sparsamkeit, man konnte sich nach den Aufführungen kaum ein Essen leisten, gelang es nicht, dem Mitglied Josef Feldner das von ihm durch harte Arbeit verdiente Geld, das er zum Bühnenbau vorgestreckt hatte, zurückzuzahlen. Er hat somit einen doppelten Beitrag geleistet: erstens als Spieler und zweitens als Geldgeber. Die allgemeine Geldknappheit durch mangelnde Verdienstmöglichkeiten und schlechte Bezahlung der Arbeit in den Dreißigerjahren muss man miterlebt haben, sonst kann man sie nach heutigem Maßstabe nicht begreifen.

Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg begannen einige junge Heimkehrer bereits 1946 mit den Vorarbeiten zur Wiederbelebung des Theatergeschehens, wobei sich besonders Siegfried Veider vom Forstheim hervortat. Nachdem der Dorfwirt bereits in den Jahren 1939/40 wieder aufgebaut worden war, errichtete man im Osten desselben im Einvernehmen mit dem Besitzer des Saales eine provisorische Bühne. Nachdem bereits Ende 1946 ein Lustspiel aus dem Leben des Kreuzkaspar (von Reimmichl) aufgeführt worden war, wagte man sich zu Ostern unter der Leitung von Vinzenz Veider an das Volksstück mit Gesang in 4 Aufzügen von Hermann Marcellus "Das Kreuz im Tannengrund". Das Stück wurde ein voller Erfolg und musste zweimal wiederholt werden.

Übersiedlung in das Gemeindehaus

In der Folge wurden dann die Spiele und Veranstaltungen im Dorfwirt fortgesetzt, bis man Ende 1955 in das inzwischen neu erbaute Gemeindehaus übersiedeln konnte, wo ein großer Saal für Versammlungen und Veranstaltungen, mit einer im Westen des Saales befindlichen Bühne, mit Ankleide- und Schminkraum, vorgesehen war. Seitdem wurden die Spiele dort fortgesetzt, wobei mit einigen Ausnahmen wenigstens alle Jahre ein Stück aufgeführt wurde.

Jubiläumsaufführung

Zum 50-jährigen Bestandsjubiläum des Theatervereines wurde das Lustspiel von Hans Lellis, "Alois, wo warst du heut' Nacht?" dreimal bei vollbesetztem Saal aufgeführt. Die erste Aufführung wurde genau auf den Tag angesetzt, 4. Mai 1980 (Sonntag), an dem vor 50 Jahren ebenfalls am Sonntag, 4. Mai 1930, die erste Theateraufführung in Hopfgarten stattfand.

Ein Dank

50 Jahre sind geschichtlich nur ein kleiner Zeitraum. Aber für die Verantworltichen in dieser Zeit ist es doch wieder ein langer Zeitraum und der Mühe wert, dass man dies festhält. Wenn man besonders in den Dreißigerjahren und gleich nach dem Zweiten Weltkrieg im Vereinsleben mit Geldschwierigkeiten zu kämpfen hatte, so ist dies heute wohl leichter. So sei heute allen gedankt, die sich all die Jahre her bereit erklärt haben, dem Verein vozustehen, Schwierigkeiten gemeistert und dadurch den Verein am Leben erhalten haben.