Pfarrkirche St. Jakob

Die Pfarrkirche zum hl. Jakobus


Die Baugeschichte – Von den Anfängen bis zum Kirchenneubau (1827-1835)

Im Jahre 1299 wird die Kirche von St. Jakob zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Vermutlich handelte es sich um einen kleinen romanischen Bau, der in Resten in der heutigen Friedhofskapelle erhalten ist. Die Kirche wurde Ende des 15. Jahrhunderts zumindest teilweise neu errichtet, wie die – nur mehr aus schriftlichen Erwähnungen bekannte – Jahreszahl „1490“ beweist. Dieser Neubau dürfte mit dem allgemeinen „Bauboom“ der so genannten Görzer Bauhütte (in Lienz) zusammenhängen, die damals im ganzen Land Kirchen neu errichtete oder zumindest renovierte: St. Jakob gehörte zum Gebiet der Görzer Grafen, aus dem sich Jahrhunderte später das heutige Osttirol entwickeln sollte.
Diese alte Jakobskirche wurde 1516 von Bischof Berchtold Pürstinger von Chiemsee im Auftrag des Salzburger Erzbischofs geweiht. Über ihr Aussehen lassen sich nur wenige gesicherte Angaben machen, allerdings haben sich einige Statuen aus der Barockzeit in die neue Kirche hinübergerettet. Während sie in einem Visitationsbericht des Jahres 1679 noch als „schön und bequem“ bezeichnet wird, war sie rund 150 Jahre endgültig zu klein geworden: St. Jakob wurde durch die politischen Umwälzungen Anfang des 19. Jahrhunderts bedeutend größer – alle ehemals zu St. Veit gehörigen Gebiete außerhalb des Trojer Baches kamen zu St. Jakob.
Im Jahre 1824 wurden erstmal Äußerungen zugunsten eines Neubaus getätigt, doch erst drei Jahre später wurden geeignete Pläne vorgelegt. Sie kamen von der höchsten zuständigen Baubehörde, dem so genannten „k. k. Hofbaurath“ in Wien. Die Durchführung der Arbeiten übernahm der Vorarlberger Architekt Simon Moosbrugger, als örtlicher „Bauführer“ arbeitete der Wirt vom Gasthof Unterrain, Anton Passler. Aufgrund verschiedener Schwierigkeiten zog sich der Rohbau bis zum Jahre 1831 hin; im gleichen Jahr starb Moosbrugger, sein Sohn Johann Joseph setzte das Werk fort. Erst im Jahre 1835 konnte der Neubau als abgeschlossen betrachtet werden. Die alte Kirche wurde abgetragen, lediglich ein Rest des Presbyteriums wurde zur (noch heute bestehenden) Friedhofskapelle umgestaltet.

Der Bau
Die Kirche von St. Jakob ist ein für Tirol eher seltenes Beispiel einer klassizistischen Kirche, wie sie in ähnlicher Form Anfang des 19. Jahrhundert in der gesamten Habsburger-Monarchie entstanden. Es handelt sich um einen schlichten Saalbau mit drei flachen Kuppeln. Die Fassade ist das charakteristischste Elemente des Baus: zwei seitliche Wandpfeiler, eine halbkreisförmige Oberlichte und ein Dreieckgiebel mit einem kleinen Türmchen (dieses war von Anfang so in den Plänen vorgesehen, während die St. Jakober gerne eine Zwei-Turm-Fassade gehabt hätten).

Die Ausstattung
a) Die Altäre
In den Jahren 1841/42 wurden die drei Altäre von dem Tischler Josef Stauder aus Innichen angefertigt. Das Bild des Hauptaltars zeigt den hl. Jakobus als Pilger und stammt von dem italienischen Maler Leonardo Davonini. Die beiden seitlichen Figuren schuf Bruno Costa, der 1924-1935 in St. Jakob eine Schnitzschule leitete. Die Seitenaltarbilder (links: hl. Dominikus, rechts: Kreuzigung) stammen von dem Maler Anton Fuchs, ebenfalls aus Innichen. Das linke Bild ist eine Kopie des rechten Seitenaltarbildes in Sexten, das der Venezianer Cosroe Dusi gemalt hat.

b) Die Statuen
Ein guter Teil der Statuen stammt noch aus der alten Kirche, darunter die Pietà (Ende 17. Jahrhundert), die Mutter Anna, Joseph und der Schutzengel aus der Werkstatt von Johann Paterer (18. Jahrhundert). Über dem Beichtstuhl befindet sich eine gemalte Kreuzigungsgruppe, ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert. Bemerkenswert ist die kleine Figur des hl. Stanislaus, die von dem St. Jakober Bildschnitzer Hermann Leitner geschaffen wurde. Die jüngste Statue ist der hl. Florian von Günter Metz, entstanden anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums der Freiwilligen Feuerwehr.

c) Die Orgel
Die St. Jakober Orgel ist das Opus 6 des Virger Orgelbauer Alois Fuetsch, der für zahlreiche Orgeln in Osttirol verantwortlich zeichnete. Sie ist ein typisch spätromantisches Werk mit pneumatischer Kegelladentraktur und 18 Stimmen, erbaut 1896.

d) Die Glasfenster (1929/30)
Viele Jahrzehnten hindurch wurde die Pfarrkirche als „leer“ und „unvollendet“ empfunden. Es ist dem langjährigen Seelsorger Pfarrer Leonhard Wiedemayr (1923-1936) zu verdanken, dass der Südtiroler Maler Johann Baptist Oberkofler für die künstlerische Ausstattung gewonnen werden konnte. In den Jahren 1929/30 schuf er zwei große Glasfenster (ausgeführt von der „Tiroler Glasmalerei- und Mosaikanstalt“ in Innsbruck), die die hl. Bernadette mit der Gottesmutter und die hl. Margarete Alacoque mit dem Herzen Jesu zeigen.

e) Die Deckenmalereien (1934/35)
Als Oberkofler die Glasfenster schuf, wurde bereits ein Konzept für die Ausmalung der Kirche entwickelt. Oberkofler begann im Mai 1934 mit dem Presbyterium und der ersten Kuppel (im Juli 1934 vollendet). Im Jahre 1935 folgten die beiden anderen Kuppeln. Der Grundgedanke des ganzen Werkes ist die Verherrlichung des Christkönigs-Gedankens:
In der Apsis huldigen die vier Evangelisten dem Christkind.
Die erste Kuppel gibt dem Betrachter den Blick auf den Himmel frei: Christus sitzt auf dem Thron, die so genannten Neun Chöre der Engel und verschiedene Heilige beten ihn an. In den vier Zwickeln der Kuppel befinden sich Darstellungen der vier großen alttestamentlichen Propheten Isaias, Jeremias, Ezechiel und Daniel. Die beigegebenen Zitate sollen auf das Kommen des Messias verweisen.
Seit je her hat die Malerei der zweiten Kuppel die Gemüter erregt: Hier huldigt gleichsam die ganze Welt dem Gekreuzigten (der aber eine Krone trägt!), darunter der letzte österreichische Kaiser Karl I. und der im Juli 1934 ermordete Bundeskanzler Engelbert Dollfuß. In den Zwickeln der Kuppel sind die vier lateinischen Kirchenväter Ambrosius, Augustinus, Hieronymus und Gregor der Große dargestellt.
Die dritte Kuppel zeigt eine Herz-Jesu-Gestalt, dem die verschiedenen Stände (Bauern, Zimmerleute, Priester…) huldigen. Bei den Heiligen, die das Mittelbild umgeben, handelt es sich durchwegs um Ordensleute: Petrus Canisius, Gertrud von Helfta, Konrad von Parzham und Hermann Josef – möglicherweise handelt es sich hier um Heilige, die der damalige Pfarrer und Auftraggeber der Fresken, Leonhard Wiedemayr, persönlich verehrt hat.
Ein Hauptgrund für die Entstehung der Fresken war die „Leere“ der Flächen, die als besonders störend empfunden wurde. Oberkofler griff dabei einerseits auf frühchristliche Bildvorlagen zurück, andererseits gelang es ihm, der zeitgeschichtlichen Situation Rechnung zu tragen und zugleich ein sehr persönliches Glaubensbekenntnis in künstlerischer Form abzulegen.

Literaturhinweis:
M. Huber - W- Potacs, St. Jakob in Defereggen.
Kleine Geschichte der Pfarre und Führer zur Pfarrkirche, St. Jakob 2001