Pfarrgeschichte

Streiflichter aus der Geschichte der Pfarre

Im Jahre 1299 ist zum ersten Mal eine Kirche (nicht bloß Kapelle!) in St. Jakob bezeugt, ein Seelsorger für das Jahr 1402. Man darf jedoch annehmen, dass ein solcher bereits mit Errichtung der Kirche zur Verfügung stand. Nach einer in der Chronik des Pfarrers Andreas Hofmann von Virgen überlieferten Tradition versorgte der Seelsorger „ex currendo“ (heute würden wir sagen: in mobiler Form) das Gebiet von St. Jakob, das ja nur über das Gebirge in mehrstündiger Wanderung zu erreichen war. St. Jakob war als Vikariat zur Pfarre Virgen gehörig (Vikar = Stellvertreter des Pfarrers). Der kirchliche Oberhirte war im Mittelalter der Erzbischof von Salzburg.
Die Tatsache, dass St. Jakob in Dokumenten des Mittelalters und der frühen Neuzeit (15.-17. Jahrhundert) immer wieder als Pfarre bezeichnet wird, zeigt an, dass die
St. Jakober Seelsorger sehr selbständig waren. Sie mussten als Abgabe nur 1 Gulden nach Virgen zahlen! Auch in rechtlicher Hinsicht wurde diese Abhängigkeit im Lauf der Zeit immer schwächer und fand ihr Ende in der nominellen Loslösung und Erhebung
St. Jakobs zur Pfarre im Jahre 1891.
Aus dem Jahre 1558 hat sich im Pfarrarchiv ein Urbar (Verzeichnis der Güter und Einnahmen) erhalten, das einen interessanten Einblick in die wirtschaftlichen Verhältnisse dieser Zeit gibt.

Über die Pfarrer bis zum 19. Jahrhundert ist nur wenig überliefert, da es keine fortlaufende Chronik gibt. Ab dieser Zeit werden – etwa in Zusammenhang mit Neuerungen oder Bauarbeiten – die Seelsorger auch als Personen besser fassbar. Der erste, über den wir etwas mehr wissen, war Ignaz Villplaner, der ebenso wie sein Kooperator Johann Treyer (auch Troyer geschrieben) für die Kirchenmusik sehr viel übrig hatte. Treyer gründete 1854 die Musikkapelle.
Apropos Kirchenmusik: Die Existenz eines Kirchenchores ist erstmals bei der Einweihung der Pfarrkirche im Jahre 1839 nachgewiesen, den Chor gab es aber sicherlich schon viel länger. Dass der St. Jakober Chor auf eine große Tradition zurückblicken kann, lässt sich etwa daran erkennen, dass der Tiroler Komponist Vinzenz Goller – er war ein Freund Reimmichls und schuf zahlreiche kirchenmusikalische Werke – 1946 ein „Proprium zum Fest des hl. Apostels Jakobus“ komponierte und dass „Vier Herz-Jesu-Lieder“ Gollers sogar im Verlag des Pfarramtes St. Jakob erschienen sind!
Zu den eindrucksvollsten Persönlichkeiten zählte der erste offizielle Pfarrer, Rupert Huter aus Kals, der die Geschicke der Gemeinde über 30 Jahre lenkte und durch seine markigen Predigten berühmt wurde.

Mit Pfarrer Reinhold Pitterle wurde erstmals ein Seelsorger von St. Jakob Leiter des Dekanates Matrei. Unter Pitterle wurde die Pfarrkirche innen und außen restauriert und 1999 das 700-Jahrjubiläum begangen.

Literaturhinweis:
M. Huber – W. Potacs, St. Jakob in Defereggen. Kleine Geschichte der Pfarre und Führer zur Pfarrkirche, St. Jakob i. Def. 2001.
K. Kröll, Chronik des Kirchenchores St. Jakob i. Def. mit einer Übersicht des
St. Jakober Kirchenmusikgeschehens entstanden zum 165-jährigen Bestandsjubiläum im Sommer 2004, St. Jakob i. Def. 2004.