Geschichte der Kapelle

Kapelle Mariä Heimsuchung in Zotten - St. Veit i. Def.

 

Bereits im Jahre 1684 wird in Zotten eine kleine Kapelle erwähnt, die sich auch auf der ältesten Ansicht von St. Veit findet. Sie war bildstockartig und markierte den Fußweg von Zotten (1300 m) nach St. Veit/Dorf (1500 m). Letzterer war bis 1951 die wichtigste Verbindung zwischen Talstraße und St. Veit-Dorf, in welches bis dahin keine Straßenverbindung existierte.

Zotten war demnach eine Art „zweites Zentrum“ von St. Veit, mit dem Postamt (seit 1870), einem Gasthaus (seit 1873) und einer Bäckerei und einem Fotografen (1896). Der Wirt Franz Schneeberger, der aus Windisch-Matrei stammte, hatte das Wirtshaus mitsamt der Kapelle 1896 gekauft. Schneeberger war allem Neuen gegenüber aufgeschlossen und hatte auch die Konzession für „Privatstellwagenfahrten" zwischen Huben und St. Jakob, eine Art frühe Taxigenehmigung (1899).

Der Wirt des Gasthauses, Franz Grall (Gräll), errichtete im Jahre 1805 die Kapelle neu. Sie stellt die „Miniaturausgabe einer barocken Landkirche dar“ (so der Osttiroler Kunsthistoriker Josef Weingartner). Ihr heutiges Aussehen ist geprägt von der letzten Innen- und Außenrenovierung im Jahre 1903, als der Altar und ein Großteil der Einrichtung (Statuen, Kreuzwegstationen, teilweise die Deckenmalereien) entstanden. Außen wurde das kleine Walmdach des Turmes durch ein schlankes Zwiebeltürmchen ersetzt.

Aus der Entstehungszeit stammt noch das Bild Maria als Himmelskönigin, die Dreifaltigkeit und das Auge Gottes.
Den Hochaltar schuf der Künstler August Valentin aus Brixen. Er enthält eine Kopie der Altöttinger „Schwarzen Madonna“ sowie je eine Figur des hl. Antonius von Padua und des hl. Franz von Assisi.

Das älteste Kunstwerk ist eine sitzende Madonna mit Kind aus dem 17. Jahrhundert, vermutlich das Gnadenbild der alten Kapelle.
In späteren Jahren wurde das schlanke Zwiebeltürmchen durch einen fülligen Zwiebelturm ersetzt und alle Teile, Zwiebel, Turm und Dach verblecht und rostrot (minium- bzw. mennige-)bemalt.
Bemerkenswert ist außerdem eine Gedenktafel für die 1945 durch eine Sprenggranate tragisch umgekommenen Kinder des Zottenwirtes.
1935 errichtete man von Zotten zur Pfarrkirche St. Veit (200 Höhenmeter) einen Kreuzweg. Als Kreuzwegstationen nahm man die seit der Renovierung 1903 im Dachraum herumliegenden alten auf Holz bemalten Kreuzwegstationen des Zottenkirchls. (3 Stationen wurden nicht mehr aufgefunden und mußten durch Nachbildungen ersetzt werden.)

Literaturhinweis:
M. Fingernagel-Grüll, Die Kunstdenkmäler des Politischen Bezirkes Lienz (Österreichische Kunsttopographie Bd. LVII/3), Horn 2007, S. 292f.
M. Huber, 200 Jahre Kapelle Mariä Heimsuchung in Zotten (Gemeinde St. Veit i. D.), Osttiroler Heimatblätter 2005/9.