15 Jahre Seespitzler

15 Jahre Seespitzler - Jubiläums-CD

Seespitzler – 15 Jahre

 


Es ist nicht leicht, es ist nicht einfach in Tirol echte, authentische Volksmusik zu spielen, die Kultur früherer Generationen weiterzugeben, aufs große Geld zu verzichten, nur einem kleinen Kreis von Volksmusikfreunden bekannt zu sein, das Echte, Überlieferte, Einmalige, Landschaftsbezogene zu zeigen.
Der Lohn dafür ist die Nachhaltigkeit, die Zeitlosigkeit, Unkenntnis des Trends, des Erfolgs über Jahren, die Freude an der Musik, heute und in vielen Jahren noch bekannt zu sein für das Schöne und immer gern Gehörte. Unvergesslich zu werden.
Als ewiges nachzueiferndes Beispiel den Jungen hingestellt zu werden. Ein Vorbild zu werden.

Seit nunmehr 15 Jahren erfreuen die Seespitzler mit ihren typischen Osttiroler Stückl‘n und ihrer ganz eigenen Spielweise ihre musikalischen Freunde im gesamten Alpenland.
Die Abgeschiedenheit über Jahrhunderte hat in diesem Stück Tirol, dem letzten naturnahen Teil des Landes oder wie viele meinen, dem schönsten Teil Tirols, in Osttirol, eine eigene Art der Volksmusik entstehen lassen.
Tanzmusik klingt hier in Osttirol anders, ursprünglicher, weniger zurechtgeschliffen, ungekünstelt, stolzer, herzlicher, einfach “wilde schiiin”, was soviel wie “wunderschön” bedeutet.
Aus den vielen Tanzlmusikarten des Alpenlandes hört man die Osttiroler heraus. Ihre Art ist anders. Ihre Melodien sind anders, ungewohnter, fremder, aber ungemein schön und ins Ohr gehend. Vielleicht auch, weil jahrhundertelang kaum Verbindungen zu anderen Musikanten und Regionen bestanden.
Auch wenn heute Verkehrsverbindungen, Rundfunk und Fernsehen die musikalischen Landschaften näherrücken lassen, müssen wir trotzdem froh sein, dass sich auch die Seespitzler Musikanten aus dem seit Jahrhunderten berühmten Defereggental ihre Osttiroler Spielart erhalten haben.

Im hochalpinen Defereggen, wo Bewohner ganzjährig bis auf 1700 m leben und den kargen Boden bearbeiten, gibt es noch Menschen, die ihre Lebensart und ihr altes historisches Gewissen, ihren Sinn für das Einfache, Schöne und Nachhaltige gerade noch in die Neuzeit herübergerettet haben und mit Stolz auf Geschichte und Entwicklung dieses abseits der großen Ströme der Wirtschaft und des Fremdenverkehrs liegenden Hochalpentales blicken.
Landschaft und Jahreslauf, Mensch und Lebensart bilden hier noch eine stimmige Einheit.
Die Deferegger, in früheren Jahrhunderten als Teppich-, Uhren- und Hut-Händler in ganz Europa bekannt, sind glücklich, in diesem viel bewunderten Tal ihre Heimat zu haben.
Zu diesem einzigartigen Gefühl gehören im Besonderen, dem Jahreslauf entsprechend, Brauchtum und Volksmusik, Familie und Freunde, Landschaft und Hochgebirge, Tier- und Pflanzenwelt.
Die Seespitzler, ob in der Besetzung als schneidig aufspielende Tanzmusik oder als feinsinnige Bläser, ob als lustige Okarinamusik oder als heimelige Stub’nmusik: gespielt wird, wie es der jeweiligen Jahreszeit, dem Anlass entspricht.
So erleben wir die Seespitzler am Tanzboden und bei Hochzeiten, in der Kirche oder auf der Alm, bei Advent- und Weihnachtssingen oder im Hochgebirge, mit Vorliebe am Seespitz, dem über 3000 m hohen Hausberg von St. Jakob im Defereggen.
Dass sie im Rundfunk immer wieder zu hören, im Fernsehen zu sehen sind, spricht für die Qualität der bescheidenen Deferegger.
Dass sie als einzige Tiroler „Tanzlmusig“ in den vergangenen 20 Jahren im Jahre 2008 den „Pongauer Hahn“, eine Art Oscar der Volksmusik, zuerkannt bekommen haben, spricht für die Qualität der Deferegger Musikanten.
Ihre neue CD, die nunmehr vierte, ein Tondokument Osttiroler Musikalität ist ein leuchtender Farbtupfen im Mosaik der großartigen alpenländischen Musiklandschaft und ein bescheidener Beitrag zur tirolischen Volkskultur und eine musikalische “Tyrolensie”.
Die Seespitzler spielen in mehreren Besetzungen:
Tanzlmusig (Flügelhorn, Posaune, Klarinette, Tuba, Harfe, Hackbrett, Harmonika),
Stubenmusik (Harfe, Gitarre, Hackbrett, Harmonika, Bassgeige),
Weisenbläser (zwei Flügelhörner, Posaune, Tuba),
Okarinamusik (Okarina, Gitarre),
Harfe (Roswitha Holzer),
Steir. Harmonika (Manuel Lercher).
Interessant, oder ein Geheimnis der Harmonie, der Qualität, sind auch die Verwandtschaftsverhältnisse:
Da ist einmal Felix Lercher, der Leiter der Gruppe,
sein Vater Peter, sein Sohn Manuel, sein Schwager Siegmund, Josef - der Bruder des Schwagers, Edmund - der Cousin des Schwagers und als einzige Nicht-Verwandte, die Harfenspielerin Roswitha.
Sie kam zur Gruppe, weil sie als 13-jährige Harfenspielerin einen einzigen großen Geburtstagswunsch hatte: Einmal mit den Seespitzlern bei einer Musikprobe mitspielen zu dürfen.
Aus dieser Probe wurde bei einem Sängertreffen in Hopfgarten ein zufälliges Mitspielen. Und einen Tag später in der Schule fragte sie bereits ihre beste Freundin, die Tochter des Flügelhornisten: „Du, frag‘ dein‘ Vater, ob i nit öfter bei die Seespitzler mitspielen kannt‘?“
Und sie konnte. Seit damals ist sie, nachdem die frühere Harfen-Spielerin wegen Familie, Lehrberuf und Hausbau zeitlich nicht mehr zur Verfügung stand, die Harfenspielerin bei den Seespitzlern. Eine Vollblutmusikantin.

Die Musikanten der Seespitzler sind

Edmund Blasisker, Hopfgarten, Tischler, Flügelhorn,
Siegmund Blasisker, Hopfgarten, Elektriker, Klarinette,
Gitarre, Baßgeige,
Josef Blasisker, Hopfgarten, Montagearbeiter, Tuba
Manuel Lercher, St. Jakob, Flugzeugpilot, Steir. Harmonika
Roswitha Holzer, Matrei - Strumerhof, Schülerin an einer
höheren landwirtschaftlichen Lehranstalt, Harfe,

Vielleicht sollt man noch dazusagen, dass das Stück, der Wiesich-Måhder, in den letzten drei Jahren so ziemlich jeden Sonntag im Osttiroler Wunschkonzert von Radio Osttirol verlangt bzw. gewünscht wurde. Dieses Stück, die "Wiesich-Måhder“, ist in Osttirol, so wie das Osttiroler Stück Florian Pedarnigs „Dem Land Tirol die Treue“, eine Art Hymne geworden. Selbst auf Schihütten und Schirmbars erklingt dieses Stück tagtäglich des Öfteren. Ein ungemein beliebtes und viel verlangtes Stück des Klarinettenspielers der Seespitzler, Siegmund Blasisker.
Es ist eine Art, „Echter-Volksmusik-Hit“, der von vielen Osttirolern bereits textlich nachgesungen werden kann, und das im Deferegger Dialekt.

Dir. Hubert A. Kobler,
Telfs & St. Veit in Defereggen