Im Hagre 1836 wurde von dem damaligen Kuraten Ignaz Villplaner, dem ersten Tourismuspionier des Tales, die heilkräftige Quelle bei Grünmoos entdeckt, vier Jahre später stand zum ersten Mal eine hölzerne Badewanne zur Verfügung. Dies ist die Geburtsstunde des Tourismus in St. Jakob. In den 1880er Jahren wurde das Haus ausgebaut, das heute noch als Gaststätte („Bad Gründmoos“) existiert.
Mit dem Ausbau der Straße ins Defereggental, die in mehreren Etappen Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte, sowie mit der allgemeinen „Entdeckung“ der Alpen und ihrer Schönheiten durch die Städter hielt auch im Defereggental der Tourismus Einzug. Von Anfang spielte die Gemeinde St. Jakob hier eine Vorreiterrolle. Im Jahre 1906 wurde mit dem „Hotel Post“ der erste derartige Beherbergungsbetrieb eröffnet, der jedoch bald in Konkurs ging. Nach dem Ersten Weltkrieg erholte sich der Tourismus relativ rasch. Seit den 1920er Jahren ist das Defereggental auch durch Omnibusse erschlossen (heute Postautobusse).
Neben dem Ausbau der Gastronomie im Tale entstanden in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts mehrere Schutzhütten: an erster Stelle ist hier die Barmer Hütte zu nennen (1900 eröffnet; 1960 nach der Zerstörung durch eine Lawine im Jahre 1956 an anderer Stelle wieder eröffnet), durch die die Rieserfernergruppe erschlossen wurde.
In den Jahren 1924/26 entstand die Neue Reichenberger Hütte auf der Bachlenke (2612 m) errichtet, die der im Sudetenland gelegenen Alpenvereinssektion Reichenberg (die Stadt liegt heute in der Tschechischen Republik und heißt auf tschechisch Liberec) gehört. In diesem Zusammenhang ist der Reichenberger Alpinist Rudolf Kauschka zu erwähnen, der die Region um die heutige Reichenberger Hütte für den Wanderer erschloss. Im Jahre 1961 wurde ihm zu Ehren eine Gedenktafel in der Trojer Schlucht eingeweiht.
1926 ist auch in gewisser Weise das Geburtsjahr des Wintertourismus, dessen wirtschaftliche Bedeutung längst jene der klassischen „Sommerfrische“ überholt hat: Damals wurde in St. Jakob nämlich der Wintersportverein gegründet. Die Initiative dazu kam letztlich von den Finanzern, die die junge Staatsgrenze (seit 1919) gegen das Königreich Italien zu überwachen hatten, sowie von dem Mariahilfer Lehrer Walter Erker. Der Wintersportverein baute im Laufe seiner Geschichte eine 45m-Sprungschanze, organisierte hochalpine Rennen (Kahornrennen) und war maßgeblich an der Errichtung der ersten Liftanlage (Babylift) in St. Jakob beteiligt (1956). St. Jakob hat auch zumindest zwei international bekannte Skiläufer hervorgebracht, Ida Ladstätter und Mario Scheiber.
Als eigentlicher Pionier des Wintertourismus ist der Geschäftsmann Erich Heinzle (geb. 1920 in Lustenau / Vorarlberg) anzusehen, der 1965 den Bau der Brunnalmbahnen initiierte. Ein Jahr später wurde die Bahn eröffnet. Der Osttiroler Bote berichtete am 1. September 1966 darüber: „Der Brunnalm-Sessellift mit Talstation nahe St. Leonhard hat eine Länge von 1511 m (…). Mit Sommergeschwindigkeit von 1,75 m/s ergibt sich eine Fahrzeit von rund 13 Minuten, während mit der Wintergeschwindigkeit das Ziel in 10 Minuten erreicht wird. Die Anlage weist insgesamt 17 Stützen auf. 162 Sessel mit Fußraste verleihen ein angenehmes Fahrgefühl. (…) Während der Brunnalm-Sessellift 412 Personen in der Stunde bergwärts fördert, wird der von der Brunnalm zur Ochsenlacke führende Kombilift im Winter als Schlepplift 950 Personen Stundenleistung aufweisen, als Sessellift im Sommer schafft er aber auch noch über 215 Personen in eine für den Beschauer bezaubernde Bergwelt.“
Durch laufende Modernisierungen (dazu gehört vor allem der Ausbau zu einer Sechser-Umlaufbahn und die Umstellung von Schlepp- auf Sesselliften) ist die Leistungsfähigkeit der Brunnalbahnen heute um ein Vielfaches höher.
Doch nicht nur die technische Erschließung machte in den letzten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts gewaltige Fortschritte, sondern auch der Ausbau der Bettenkapazität. Im Jahre 1973 wurde mit dem „Alpenhof“ einer der größten Beherbergungsbetriebe eröffnet.
Auch für den Sommertourismus wurden bedeutende Akzente gesetzt, vor allem in Zusammenhang mit der Errichtung des Nationalparks „Hohe Tauern“. Dies führte zur Anlage der Themenwege „Blumenweg Oberseite - St. Jakob i. Def.“, des „Zirbenweges Oberhaus“ und des „Wasserweges“ im Bereich der Schwarzach.
Prominente Gäste in St. Jakob
St. Jakob ist nicht nur die Heimat großer Töchter und Söhne, sondern wurde immer wieder gerne von Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik und Kultur aufgesucht. Der berühmteste Wissenschaftler war zweifellos der deutsche Physiker Max Planck, der Begründer der Quantentheorie, der 1939-1943 alljährlich seinen Urlaub in St. Jakob verbrachte. Ihm zu Ehren wurde 1997 auf Initiative von Erich Heinzle am Gasthof Kröll eine Gedenktafel angebracht.
In den 1960er Jahren kam Vizekanzler Bruno Pittermann (übrigens in Begleitung des heutigen Bundespräsidenten Heinz Fischer) nach St. Jakob auf Urlaub. Dasselbe tat Rudolf Kirchschläger (Bundespräsident von 1974-1986) sowie in den 1990er Jahren der damalige tschechische Ministerpräsident und heutige Staatspräsident Vaclav Klaus.