700 Jahre St. Veit

1313 – Ein historischer Zufall
Es war ein unscheinbares Datum, jener 29. Oktober des Jahres 1313 nach Christi Geburt. Damals wurde in Virgen eine Schenkungsurkunde ausgestellt, mit der Graf Albert III. von Görz-Tirol dem Kloster Neustift bei Brixen ein Gut in der Nähe von Matrei geschenkt hat. Am Ende dieses Vertrages scheinen mehrere Zeugen auf, darunter auch ein Herr Andreas, Provisor der Kirche zum hl. Vitus in Tofrek, wie Defereggen damals hieß. Es ist also ein reiner Zufall, der uns diese allererste bekannte Nennung von St. Veit beschert hat. Somit gibt es keine „Gründungsurkunde“ von St. Veit und natürlich auch kein exaktes Gründungsdatum, denn aus dieser Jahreszahl lässt sich eigentlich das Gegenteil erschließen: St. Veit und seine Kirche muss schon lange davor existiert haben.

Der historische Hintergrund
Das Defereggental tritt erst später als andere Täler des heutigen Osttirol ins Licht der Geschichte: Aus dem 12. Jh. stammen die ersten urkundlichen Erwähnungen von Höfen im Defereggental, die verschiedenen Adelsherrschaften bzw. Klöstern gehörten. Das Tal war zu dieser Zeit – für heute kaum mehr vorstellbar – auf zwei Herrschaften (= Staaten) aufgeteilt: Der vordere Teil (vereinfacht gesagt das heutige Gemeindegebiet von Hopfgarten und St. Veit bis zum Trojer Bach) gehörte zu Salzburg, das bis 1803 ein geistliches Fürstentum war (kirchliche und weltliche Herrschaft unter einem Hut), der innere Teil (St. Jakob westlich des Trojer Baches) gehörte zur Grafschaft Görz (ab 1500: Teil der Grafschaft Tirol und damit des Habsburgerreiches).

Das Defereggental war wirtschaftlich stark benachteiligt; abgesehen vom Kupferbergbau (der aber erst am Ende des Mittelalters, etwa ab dem 15. Jh. nachweisbar ist) gab es nur eine bescheidene Landwirtschaft, hauptsächlich Viehzucht, daneben auch etwas Getreideanbau.

Die Kirchengründung
Kirchen werden gegründet, um die Bevölkerung seelsorglich betreuen zu können. Da das Defereggental politisch und verwaltungsmäßig zweigeteilt war, brauchte es auch zwei Kirchen: Im inneren Tal entstand die Jakobuskirche (urkundlich erstmals 1299 erwähnt) für die Görzer (ab 1500: Tiroler) Bevölkerung, im vorderen Tal entstand – vermutlich zeitgleich – die Vituskirche, die die Bevölkerung des heutigen St. Veit und des heutigen Hopfgarten (dort entstand eine Kirche erst im 18. Jh.) versorgte. Wann dies genau war, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, vermutlich schon im 12. Jh. Diese Kirchen(gemeinden) waren keine Pfarren, sondern sogenannte Vikariate (Vikar = Stellvertreter des Pfarrers). Der St. Veiter Vikar unterstand dem Pfarrer von Windisch-Matrei (Matrei i. O.). Die Kirche wurde nicht nur religiöser Mittelpunkt des Ortes, sondern schließlich auch Namen gebend für das Dorf.

Die ursprüngliche Kirche
Bei den Ausgrabungen in der Kirche von St. Veit im Jahr 2000 hat sich gezeigt, dass die heute existierende Kirche erst um oder kurz nach 1400 in einem Guss errichtet wurde. Es muss aber schon eine ältere Kirche gegeben haben. Möglicherweise „steckt“ diese in der heutigen Lourdesgrotte (neben der Pfarrkirche), die mit Sicherheit einen mittelalterlichen Kern hat. Doch auch die heutige Pfarrkirche (erbaut um/nach 1400, erweitert im Jahre 1730) besitzt zwei Objekte, das Taufbecken und eine kleine Glocke, die stilistisch noch in die Romanik (13. Jh.) weisen.

Das Jubiläum
Am 29. Oktober 1313 wurde St. Veit erstmals urkundlich erwähnt. Der Heimatkundeverein organisierte mit der Gemeinde am 26. und 27. Oktober 2013 eine große Jubiläumsfeier für die ganze Bevölkerung.

Die Jubiläumsveranstaltung hatte im Anschluss an den Gottesdienst mit der Segnung des neuen Chronik-Archivs durch Pfarrer Stefan Bodner begonnen.

Die Volksschulkinder von St. Veit und Feld führten unter der Regie von Markus Tönig und Birgit Patterer in ausgewählten Szenen der vergangenen 700 Jahre die Geschichte von St. Veit auf.
Für die musikalische Umrahmung sorgte eine Bläsergruppe der Musikkapelle St. Veit.
Anschließend luden die St. Veiter Bäuerinnen  zum Buffet ins Foyer.
Zahlreiche Ehrengäste und der prall gefüllte Reimmichlsaal zeugten vom großen Interesse der Bevölkerung.

Fotos: gsg-photography

Hier einige Eindrücke von der Jubiläumsveranstaltung!