Herz-Jesu-Verehrungen gibt es seit dem Mittelalter.
Ein Fresko in Mellaun bei Brixen von 1464 beweist die Herz-Jesu-Verehrung in Tirol. Es stellt ein Kreuz dar, an dem statt des Gekreuzigten ein von einem Schwert durchbohrtes Herz hängt.
Die Herz-Jesu-Verehrung haben die Jesuiten durch ihre Volksmissionen im 18. Jahrhundert besonders gefördert. In der damaligen Zeit war die Tiroler Bevölkerung nicht gerade religiös. Ein Vater-unser-Gebet war fast unbekannt, in vielen Fällen sogar das Kreuzzeichen.
Als der Feind von außen immer näher an Tirol heranrückte, bereitete man sich bei uns auf die Verteidigung des Landes vor und suchte dabei auch himmlischen Schutz. Weil man die Schwäche menschlicher Hilfsmittel allgemein und überall einsah, regte ein kleiner Pfarrer der Gemeinde Wildermieming des Dekanates Telfs ein Herz-Jesu-Gelöbnis für Tirol an.
Der Abt des Zisterzienserstiftes Stams, Prälat Stöckl, wies daraufhin beim Kongress den engeren Ausschuss der Tiroler Landstände am 1. Juni 1796 in Bozen, auf das Beispiel der Vorahnen zurück, die in schwerer Kriegszeit wie 1703/1704 Schutz und Hilfe bei Gott erbeten und erhalten hätten. Er schlug daher vor, das Land Tirol wolle zur Erlangung des Beistandes Gottes das Gelöbnis ablegen, künftig das Fest des Heiligsten Herzens Jesu alljährlich im ganzen Lande mit feierlichem Gottesdienste zu halten und das Gelübde am Freitag nach der Fronleichnamsoktav in der Bozener Pfarrkirche zum ersten Mal zu erfüllen.
Am 3. Juni 1796 lösten die Tiroler dann erstmals das Versprechen ein und begingen in der Bozner Pfarrkirche feierlich das Herz-Jesu-Fest.
1805 kam Tirol an Bayern. Die Herz-Jesu-Feiern wurden daraufhin streng verboten.
Am 24. Mai 1809 erneuerten Andreas Hofer und seine 6000 Schützen unmittelbar vor der 2. Berg-Isel-Schlacht den Herz-Jesu-Bund.
Am 6. Juni erhob Andreas Hofer das Herz-Jesu-Fest zum Tiroler Landesfeiertag.
Rund hundert Gemeinden in Nordtirol feiern heute noch das Herz-Jesu-Fest mit einer Prozession, einige sogar, wie ursprünglich beschlossen, am Herz-Jesu-Freitag.
Auf etwa 80 Schützenfahnen ist das Herz-Jesu-Bild abgebildet. Tausende Tiroler beteiligen sich aktiv am Abbrennen von Herz-Jesu-Feuern auf Berggipfeln, Graten und Flanken. Am Samstag vor dem Herz-Jesu-Fest werden in ganz Tirol Herz-Jesu-Feuer entzündet. Sie gelten als "lodernder Beweis" der Unauflösbarkeit des Gelöbnisses der Tiroler Landstände aus dem Jahre 1796.
Die Feuer ordnet man häufig in Form von Herzen, Kreuzen oder den Zeichen Christi "INRI" oder "IHS", wie auch heuer in St. Veit von Tegischer Franz gestaltet, an. Manchmal aber auch in Schriftzügen, die meist auf die Tiroler Einheit hinweisen.
Vielleicht haben unsere Vorfahren, denen wir uns oft so überlegen fühlen, doch nicht immer falsch gelegen. Denn sie beteten: „Jesus, sanftmütig und demütig von Herzen, bilde unser Herz nach deinem Herzen."
Gottes Herz als Maßstab für unser Herz – das ist es, was dieser Tag uns lehren will, denn wir haben heute ein ungemeines Wissen und Können, haben helfende Maschinen und Computer entwickelt, beherrschen die Wissenschaften und die Zukunft, es fehlt aber vielfach die Demut und die Herzensgüte.
Auch in St. Veit, so wie in Hopfgarten und St. Jakob, wird die Herz-Jesu-Prozession noch festlich gefeiert.
Besucher staunen immer wieder über die schlichte Prozession und dem schönen Gang über die Bergwiesen, den 3. und 4. Evangelien am Dorfplatz, den „fotogenen“ Trachten von Musik und Schützen, den exakten Salven sowie dem Spalier der Schützen im Friedhof beim abschließenden Einzug des Allerheiligsten in die Kirche.