Bergbau

Der Bergbau in St. Jakob (15. – 18. Jahrhundert)

 

Wenngleich wir die älteste Nachricht über Bergbautätigkeit aus dem Gemeindegebiet von Hopfgarten haben, so dürfte auch der Bergbau in St. Jakob (Trojer- und Tögischtal) bis ins Mittelalter zurückgehen. Die älteste St. Jakob betreffende Nachricht stammt aus dem Jahre 1543: Damals bauten die beiden Schwazer Bürger Lorenz Gumbrer und Wolfgang Thanfelder im Bergbaugebiet „Blinids“ (im Trojer Tal) Kupfer ab.
Die große Zeit des St. Jakober Bergbaues begann um 1600: Auf Initiative des Geschlechts der Rosenberger aus Fieberbrunn (Nordtirol) wurde die so genannte „Glaureter Gewerkschaft“ gegründet, die im Glauret, einer Bergbauregion im Virgental, aber auch im Tögischer und Trojer Almtal tätig waren. Das gewonnene Rohmaterial wurde im Schmelzwerk Unterpeischlach verarbeitet. Auf diese Zeit gehen auch die Anfänge des Fahrweges (der heutigen Straße) im Defereggental zurück. Die langwierige und kostspielige Lieferung führte zur Errichtung einer eigenen Erzschmelzanlage in St. Jakob. Blähhaus (= Schmelzhütte), Hammerwerk, Säge, Mühle, Schmiede und Kohlstatt wurden 1617 in Betrieb genommen. Zehn Jahre später entstand das Gebäude für die Betriebsleitung, das so genannte Handel(s)haus, das noch heute besteht und eines der Wahrzeichen von St. Jakob darstellt. Siegmund Kurzthaler schreibt, dass St. Jakob „damals einem kleinen Industrieort ähnlich gesehen haben“ muss.
Aus dieser Zeit stammen noch weitere, bis heute erhaltene Knappenhäuser, deren Charakteristikum ist, dass sie vielfach aus Stein erbaut sind. Dazu gehört etwa das Gasthaus Unterrain (nach einem Brand 1975 stark modernisiert), das Barmerhaus (beide im Ortszentrum von St. Jakob) oder der Hof Hirbe („Schwaige in der Hürbe“, 1448 erstmals urkundlich genannt). Auch der Ortsteil Rinderschinken stellt eine Bergbausiedlung dar, und zwar für die Gruben auf der Blindis- und Jesacheralm. Sie bekam im Volksmund den Namen „Stadt“, weil sich hier 12 Häuser in großer Dichte befanden und hier offenbar eine nichtbäuerliche Bevölkerung wohnte.
Um 1670 verloren die Rosenberger aufgrund verschiedener Behinderungen durch das Erzstift Salzburg (die Gruben lagen auf Salzburger Gebiet und die Rosenberger waren Protestanten!) allmählich das Interesse an den Deferegger Gruben. Seit 1665 war der ehemalige Bergmeister Michael Grießenböck nicht mehr in den Diensten der Rosenberger, sondern trat als selbständiger Pächter der St. Jakober Bergwerke auf. Endgültig versiegte der Bergbau nach dem Tod Grießenböcks (1715). Ein Stolleneingang im Tögischer Tal trägt die Jahreszahl 1721. Im Jahre 1742 erfolgte die allerletzte bekannte Belehnung „auf Degischen [Tegisch] in Defereggen auf einen Schurpfe [Schurf], so Gold gehalten hat.“ Versuche, den Bergbau während des Ersten und Zweiten Weltkriegs zur kriegsnotwendigen Metallgewinnung wieder zu beleben, blieben erfolglos.
 

 

 

Die Bergwerke heute
Ende des 20. Jahrhunderts hat es einige Initiativen gegeben, die alten Bergwerke in St. Jakob touristisch zu erschließen. Sowohl die Gruben im Trojer Almtal als auch im so genannten Tögischer Bachl (Tögischtal) sind durch markierte Wanderwege erreichbar. Im Jahre 1991 fand im großen Knappenhaus (2318 m) eine Grabung durch Friedrich Ehrl unter der wissenschaftlichen Leitung von Harald Stadler (Universität Innsbruck) statt, die zahlreiche Kleinfunde zutage förderte. Darunter befinden sich Werkzeuge für den Bergbau, Essgeräte, Reste von Lederbekleidung, Glasfläschchen, Pfeifenköpfe und ein Heiligenmedaillon – alles Zeugnisse für das gewiss nicht leichte Alltagsleben der Knappen im Hochgebirge. Ein Großteil der Funde ist übrigens im Museum Zeitreise Defereggental ausgestellt.
Zu den Stollen werden im Sommer auch geführte Wanderungen von der Urlaubsregion Defereggental durchgeführt.