Ein Jahr mit Corona

 

ROTES KREUZ: „In der Krise zeigt sich, was in uns steckt“

Seit einem Jahr schon „beschäftigt bzw. bedroht“ uns dieses Corona-Virus und stellt uns wöchentlich, mitunter auch täglich, vor neue Herausforderungen. Für jede/n von uns bedeutet dies Anpassung, Flexibilität und eben auch Disziplin.

Von Anfang an war klar, dass rasch gehandelt werden muss, um einen exponentiellen Anstieg von Covid-19-Infektionen zu verhindern. Als größte humanitäre Hilfsorganisation des Landes, sehen wir es als unseren Auftrag und unsere Pflicht, entsprechend zu kooperieren und zu reagieren. Wir haben die Möglichkeit, im Krisenfall rasch tausende (in Osttirol hunderte) trainierte und erfahrene Hilfskräfte und Hilfsmittel zu mobilisieren. Die meisten unserer Aufgaben zählen zur kritischen Gesundheitsinfrastruktur. Also ist es unser Thema und unsere Aufgabe, die Bevölkerung und in diesem Fall auch die Behörde (das Land, die Regierung …) entsprechend zu unterstützen.

Dies stellt den Regelbetrieb vom Roten Kreuz Osttirol natürlich vor zusätzliche Belastungen!

Einerseits müssen vorgeschriebene Maßnahmen im täglichen Umgang mit Patient_innen und Klient_innen eingehalten werden, aber auch die Sicherheit unter den Kollegen_innen gewährleistet bleiben. Das heißt, ausreichend bzw. zusätzliches Hygiene-Material lukrieren und die Mitarbeiter_innen, egal ob hauptamtlich oder freiwillig, lfd. zu instruieren. So gibt es von Beginn an eigene Regelungen im Umgang mit Patient_innen, bei Transporten (nur Einzelpersonen), bei der Übergabe in Krankenanstalten, bei Ambulanzen, für den Aufenthalt in Gemeinschaftsräumen u.v.m. Dies alles bedeutet einen unglaublichen Mehraufwand an Fahrzeugen und Personal, bzw. große Rücksichtnahme und Anstrengungen bei der Dienstplanerstellung und Transporteinteilung.

Rettungsdienst (mit Krautgasser David und König Maria)       

und „verlängerter Zivildienst“ (Pochlatko Philipp)

 

Vorsorge-Maßnahmen und Empathie!

Im Frühjahr letzten Jahres haben wir einigen älteren, freiwilligen Mitarbeiter_innen nahegelegt, sich – risikobedingt - vorübergehend aus ihrem Dienst zu karenzieren, was von Einzelnen dann leider „als diskriminierend“ empfunden wurde. Andere haben dafür Mehrarbeit geleistet bzw. mussten ihren Zivildienst mehr oder weniger (un-)freiwillig verlängern. Sehr erfreulich erwies sich in dieser Zeit, dass sich nach einem öffentlichen Aufruf, zahlreiche Personen zur freiwilligen Mitarbeit gemeldet haben.

Qualitätssicherung und administrativer Aufwand!

In weiterer Folge müssen laufend Mitarbeiter_innen für die verschiedenen Testungen (Screeningstraßen, mobile Einheiten für PCR- und Schnelltests, Firmen-Screenings) organisiert werden. Das bedeutet eine laufende, sehr aufwändige Personalplanung für Zusatzaufgaben, damit einhergehend die Vorsorge der rechtlichen Abklärungen zur Organisation zu treffen sowie eine Detailabwicklung der Verordnungen umzusetzen und Schutzmaßnahmen im Betrieb einzufordern. Verträge müssen konzipiert und weitergereicht sowie die finanzielle Abrechnung/Entschädigung für Zusatzaufgaben durchgeführt werden.

PCR-Test (Frühjahr 2020, Dr. Krösslhuber Franz)   

 

Antigen-Schneeltest (Screeningstraße 2021)

 

Viel zu tun und doch bleibt manches „auf der Strecke“!

Weil die Zeiten eben ganz besondere sind, mussten wir kurzfristig auch notwendige Veranstaltungen, wie die jährlichen Ortsversammlungen und unsere Generalversammlung virtuell abhalten. Auch hier waren neben den technischen Voraussetzungen, die nachfolgend korrekte Abwicklung zu prüfen, damit das Arbeitsjahr abgeschlossen und anstehende Neuwahlen trotzdem erfolgen konnten.

Weitere notwendige Sitzungen finden immer noch online statt und nur für Pflicht-Fortbildungen gibt es – unter bestimmten Voraussetzungen - Mitarbeiter-Schulungen, damit die Qualität unserer Dienstleistungen gesichert bleibt.

Das Schwierige im Bereich der Ausbildung (Sanitätshilfe wird in der Theorie über ZOOM unterrichtet) und des Kurswesens (Führerscheinkurse, Verkehrscoaching, betriebliche Erste Hilfe usw. mussten verschoben werden) bleiben die regelmäßig wiederkehrenden Änderungen bzw. neuen Vorgaben.

virtuelle Ortsversammlung Lienz 2020 (mit König Maria, Bezirksstellenleiter Egon Kleinlercher und Ortsstellenleiter Manfred Buchacher)

 

In den Bereichen der persönlichen Kontaktnahme, wie etwa unserem äußerst wertvollen Besuchsdienst, blieben viele Treffen gänzlich ausgesetzt. Teilweise waren wir bemüht, über Telefon in Kontakt zu bleiben und nur für wenige Personen, die wir außerhalb (des Heimes bzw. der Wohnung) treffen konnten, blieb der Besuchsdienst aufrecht. Aber auch für Mitarbeiter_innen gab es keine Treffen oder einen gemeinschaftlichen Austausch.

Besonders „betroffen“ macht uns, dass wir die Rotkreuz-Jugendarbeit praktisch auf „NULL“ setzen mussten. Es gab zwar einige Online-Treffen und sogar kleine Schulungen, aber viel schmerzvoller war, dass vorerst alle Bewerbe und Veranstaltungen rund um die Rotkreuz-Jugend abgesagt bzw. auf längere Zeit verschoben wurden.

Auch unsere Soziale Servicestelle war in den vergangenen Monaten besonders gefordert bzw. gefragt, weil spezielle soziale Notlagen plötzlich überhandnahmen und die psychosoziale Betreuung ein ganz besonderes Anliegen wurde. Hier stehen unsere speziell geschulten Mitarbeiter_innen jedenfalls im Volleinsatz.

Als Informationsplattform für den Bezirk und unser Rotes Kreuz landeten ebenso unzählige Anfragen zum Thema „Corona“ in unserem „Front-Office“ (welche Masken sind wo und wie erhältlich, wo/wie funktioniert die Anmeldung zum Test, zum Impfen, wer bringt mich dorthin …? u.v.m.), die unsere Mitarbeiter_innen Tag für Tag bewältigen müssen.

Zu diesen ganzen Anpassungen kam auch noch ein Winter voller „katastrophaler“ Überraschungen. Der erste Starkschneefall erwischte uns gleichzeitig mit dem Start von Antigen-Tests in allen Osttiroler Gemeinden, wo wir auch personell stark involviert waren. An diesem denkwürdigen Dezember-Wochenende konnte man „das Rotkreuz-Herz“ besonders stark und laut schlagen hören, denn da waren wirklich alle Kräfte (besonders die freiwilligen!) mobilisiert - manche sogar tage- und nächtelang.

Eigentlich ist Eigenlob in Zeiten wie diesen wenig angebracht, aber erst kürzlich äußerte einer unserer führenden Mitarbeiter die Behauptung: „In der Krise sind wir stark!“ – Und das ist es, was unsere Mitarbeiter_innen ausmacht und wo wir uns gerne verneigen bzw. Anerkennung weitergeben. Es reichen schon ein freundliches Nicken, Lächeln oder ein ehrlicher Applaus – vielen Dank an jede/n einzelne unserer Mitarbeiter/innen!

In diesem Sinne hoffen wir, gesund zu bleiben und weiterhin für die Bevölkerung von Osttirol da sein zu können.